Spassky vs. Fischer, Partie 1, Reykjavik 1972
1972 war ein WM Kampf um die Schachkrone nicht nur ein sportlicher Wettkampf. Tatsächlich dürfte das Sportliche sogar allenfalls die zweite Geige gespielt haben. In Jahren des kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR bekam der WM Kampf im isländischen Reykjavik eine komplett neue politische Bedeutung.
WM-Kampf mehr als nur ein sportlicher Wettbewerb
Erst Recht wenn die beiden Protagonisten Bobby Fischer (USA) und Boris Spassky (UdSSR) heißen. Bobby Fischer steht hierbei als Gallionsfigur des freien Westens. Spassky hingegen als ein Vertreter der verkrusteten sowjetischen Nomenklatura.
Der WM Kampf in Reykjavik wurde quasi zum Stellvertreterkrieg um die Weltherrschaft. Nur dass dieser Krieg nicht mit militärischen Mitteln, als vielmehr mit schachlichen Mitteln ausgetragen werden sollte. Quasi als Kampf der Systeme.
Bobby Fischer allerdings war zu Beginn gar nicht so wirklich begeistert in Island anzutreten. Die Preisbörse sei zu gering und auch sonst schien sein Interesse am WM-Kampf eher gering zu sein.
Der exzentrische US-Amerikaner schaffte immerhin eine deutliche Aufstockung des Preisgeldes und somit wurde die Schach WM 1972 zur ersten WM mit einer bis dahin nie gesehenen Preissumme. In sofern schrieb das Match Spassky vs. Fischer zusätzlich Geschichte.
Aufruf von Henry Kissinger motivierte Fischer zusätzlich
Der damalige US-Präsident Henry Kissinger stilisierte die WM zu einer Veranstaltung, welche die Überlegenheit des Westens über den kommunistisch regierten Westen demonstrieren sollte.
„Amerika möchte, dass Sie dorthin gehen und die Russen besiegen. Schieben Sie Ihren Hintern nach Island.“
Henry Kissinger, Quelle: socratesmagazin.de
Blunder oder ein Versuch Bobby Fischers konsequent auf Sieg zu spielen?
Bereits in der ersten Partie spielte Bobby Fischer mit Schwarz konsequent auf Sieg. Der 29. Zug, welcher in großen Teilen der Presse konsequent als Blunder, Patzer, Figureneinsteller oder was auch immer bezeichnet wurde, kann wie bereits zuvor angedeutet auch komplett anders gesehen werden.
Nämlich als einen Versuch eine objektive Remisstellung noch auf Gewinn zu spielen. Denn, dass Bobby Fischer nicht gesehen haben soll, dass sein Läufer nach 19. … Lh2 eingesperrt und gefangen wird, lässt sich imho komplett ausschließen.
Getreu, dem Aufruf Kissingers, „die Russen zu vernichten“ spielte Fischer bereits die erste WM-Partie bedingungslos auf Sieg.
Bobby Fischer war wohl der Ansicht, dass es immer noch mindestens Remis sei, er nun aber über dynamische Chancen verfügen sollte.
Fazit:
Blunder oder kein Blunder? Abschließend geklärt wird es wohl nie werden. Aber immerhin war es eine von beiden Seiten furios gespielte erste WM-Partie mit einer Spannung, wie es die heutigen WM-Kämpfe vermissen lassen.